Bunter, aber auch ein Trend zur Liste

Nachstehend der Kommentar des Chefredakteur unserer Tageszeitung DIE HARKE, Holger Lachnit.

Was lernen wir aus der Kommunalwahl im Landkreis Nienburg? Einerseits werden manche Gremien bunter, weil neue Akteure den Einzug in die Gemeinderäte geschafft haben. Sei es über eine Partei, als Wählergemeinschaft oder als Einzelbewerber. Einerseits steigt dadurch die Vielfalt der Koalitionsmöglichkeiten. Bestes Beispiel dafür ist der neue Kreistag. Andererseits wird es aber auch schwieriger, Mehrheiten zu organisieren – das zeigt beispielsweise der Blick auf die Ergebnisse in den Nienburger Ortsräten von Erichshagen-Wölpe und Langendamm.

Weiterhin ist zu erkennen, dass der Trend zu einer gemeinsamen Liste von Mitgliedern unterschiedlicher Parteien oder unter dem Signet einer Wählergemeinschaft vor allem in kleinen Gemeinderäten und in Ortsräten zunimmt: In Pennigsehl, Gandesbergen, Hämelhausen, Hassel, Deblinghausen, Voigtei und Wellie weist das offizielle Wahlergebnis 100 Prozent für den jeweiligen Zusammenschluss aus. In Steyerberg sind des 96,47, in Balge 92,57, in Warpe 87,64 und in Bücken immer noch 80 Prozent.

Jetzt könnte man sagen, dass auf lokaler Ebene die Parteizugehörigkeit ohnehin eine geringere Rolle spielt und die Frauen und Männer in den Räten vorrangig das Wohl ihrer Heimat im Blick haben sollten. Das ist sicherlich grundsätzlich richtig. Allerdings lebt die Demokratie vom Wettbewerb. Und wenn die Wählerinnen und Wähler keine wirkliche Wahl haben, weil nur Mitglieder einer einzigen Liste auf dem Stimmzettel stehen, ist das langfristig nicht gut, weil es für Politikverdrossenheit sorgen könnte.

Davon sind wir im Landkreis Nienburg zum Glück noch weit entfernt: Schließlich ist die Wahlbeteiligung von 53,97 Prozent im Jahr 2016 nun auf 56,60 Prozent gestiegen. Hoffentlich wird das auch für die Bundestagswahl am 26. September gelten. Denn es steht fest: Je höher die Wahlbeteiligung ist, umso schwerer wird es für extremistische Parteien, einen Sitz im Parlament zu ergattern.

Aus DIE HARKE