Kreis wappnet sich für Omikron-Welle

Müllabfuhr und Co.: So will die kritische Infrastruktur den Betrieb aufrechterhalten

Feuerwehr, Polizei, Müllabfuhr und Straßenmeistereien: Mit Blick auf die drohende fünfte Corona-Welle durch die hochansteckende neueste Virus-Variante bereiten sich die systemrelevanten Stellen im Landkreis auf den Ernstfall vor. Was geschieht, wenn massenweise Mitarbeiter der sogenannten kritischen Infrastruktur wegen Infektionen oder Quarantänen ausfallen?

Die Lage innerhalb der Stadtfeuerwehr sei sehr angespannt, sagt Nienburgs Feuerwehrpressesprecher Marc Henkel: „Dadurch, dass auch geboosterte Einsatzkräfte pauschal in eine 14-tägige Quarantäne gehen müssen, kann dies eine Mehrbelastung für die restlichen Einsatzkräfte werden. Es ist noch unbekannt, was mit der Omikronvariante auf die Feuerwehren zurollt.“ Die Feuerwehr sei mit den bisher ergriffenen Corona-Schutzmaßnahmen – beispielhaft seien die Reduzierung der Fahrzeugbesatzungen, Maskenpflicht und Desinfektion sowie der Verzicht auf Präsenzveranstaltungen genannt – aber gut gerüstet. Die Ortsfeuerwehr Nienburg sei, da sie ein hohes Einsatzaufkommen und hohe Mannschaftsstärke habe, schon zu Pandemiebeginn in zwei Züge aufgeteilt worden, die nicht gemeinsam alarmiert werden. Damit würde im Quarantänefall nur ein Zug ausfallen.

Die Maßnahmen haben Wirkung gezeigt, sagt Henkel: „Mir ist in der Stadtfeuerwehr kein Fall bekannt, dass sich im Dienst jemand infiziert hat. Alle verhalten sich sehr diszipliniert.“ Orts- und Stadtbrandmeister sowie die Verwaltung kommen gleich im neuen Jahr zusammen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. „Werden Quarantänen und Infektionen bekannt, erfolgt eine unverzügliche Abstimmung auf Führungsebene, die lageangepasst entscheiden kann“, betont Henkel.

„Wenn es zu einem massiven Personalausfall in der Belegschaft der Busbetriebe kommen sollte, sodass zu wenig Fahrpersonal für die Erbringung aller Busleistungen zur Verfügung steht, müsste das Fahrplanangebot zwangsläufig reduziert werden“, sagt Jens Rühe vom Verkehrsservice Landkreis Nienburg/Weser (VLN). Der VLN habe zusammen mit den beauftragten Busunternehmen einen Notfallplan abgestimmt. Dieser regele, welche Leistungen zuerst eingestellt werden müssten: „Die zusätzlichen Corona-Verstärkerbusse im Schülerverkehr würden als erste gestrichen werden, danach die Fahrten, welche im Busfahrplan mit einem ‚V‘ für Verstärkerleistung gekennzeichnet sind“, erläutert Rühe.

Falls es die Pandemielage erfordere, sei auch eine komplette Einstellung der Busverkehre am Wochenende oder der Wechsel vom Schul- in den Ferienfahrplan nach Rühes Angaben eine weitere Möglichkeit, um zumindest ein verlässliches Basisangebot im Busverkehr von Montag bis Freitag aufrecht erhalten zu können.

„Wir haben unsere Sicherheitsvorkehrung wieder erhöht“, sagt Gaylord Kurre, Geschäftsführer des Kreisverbandes für Wasserwirtschaft. „Wir werden in der Trinkwasserversorgung zeitversetzt beginnen, damit die Mitarbeiter sich nicht begegnen. Zudem werden Mitarbeiter den Wasserwerken und der Druckerhöhungsstation fest zugeordnet, um keinen Kontakt zu Kollegen aufzubauen“, erläutert Kurre. Auch in der Abwasserbeseitigung haben die Teams der Kläranlagen keinen Kontakt zu den anderen Kläranlagenstandorten; teils wurden Standortbesatzungen in zwei Teams ausgeteilt. Ausnahmen der Kontaktsperre bildeten in beiden Bereichen besondere Störfälle. „Durch die personelle Auftrennung erhoffen wir uns, im Falle einer Infizierung mit der Omikron-Variante ausreichend Reservepersonal zu haben. Die Kolleginnen und Kollegen kennen mehrere Anlagen und können sich deshalb fach- und sachgerecht vertreten“, sagt Kurre. Zwischendurch habe der Kreisverband die Schutzmaßnahmen gelockert, weil alle 80 Mitarbeiter zweimal geimpft sind, 78 schon geboostert.

In den beiden Straßenmeistereien im Landkreis, in Uchte und Lemke, sollen die bisherigen Corona-Schutzmaßnahmen auch in der Omikron-Welle zum Einsatz kommen. „Ein eingeschränktes Leistungsangebot soll somit ausgeschlossen werden“, heißt es von der zuständigen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Nienburg. „Speziell für die Durchführung der erforderlichen Maßnahmen im Winterdienst, die sowohl in Eigenregie durch die Straßenmeistereien, als auch mit der Unterstützung durch Fremdunternehmen ausgeführt werden, hat die verkehrssichere Befahrbarkeit der Straßen und Radwege zum jetzigen Zeitpunkt oberste Priorität.“

Die Leitstelle in Stadthagen, wo die Notrufe aus dem Kreisgebiet auflaufen, verfüge über ausreichend personelle Ressourcen, um den Betrieb auch im Krisenfall aufrechterhalten zu können, betont ihr Leiter Thomas Reiter. Notfalls würden Freischichten gestrichen und Kollegen anderer Bereiche eingesetzt. „Das Kerngeschäft Leitstelle ist keinesfalls gefährdet“, ist Reiter sicher. Die bisherigen Maßnahmen (Arbeiten in festen Teams, Maskenpflicht, Desinfektion, hohe Impfquote) hätten gut funktioniert, zudem seien die Mitarbeitenden äußerst diszipliniert. „Bisher sind wir ohne Coronafälle oder Quarantänen durch die Pandemie gekommen“, sagt Reiter.

Aus DIE HARKE