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Star-Allüren – sehr erwünscht! / NABU-Tipps: Wie dem Star zu einer kleinen Kolonie verholfen wird.

Foto Kathy Büscher

Der Star hat´s schwer: Der einstige Allerweltsvogel ist in stetigem Rückgang begriffen, seine Bestände sinken Jahr für Jahr. Die Gründe sind vielfältig: Kurzes, aber artenreiches Grünland in Form von Wiesen und Weiden hat sich stark reduziert, ist Äckern oder gar Bauland gewichen, und damit auch eine wichtige Nahrungsgrundlage, da der Star ganz wesentlich von Insekten und Würmern aus dem Boden der kurzrasigen Flächen angewiesen ist. Und mit Grasäckern langer Industriesorten kann er nichts anfangen, solche Bereiche helfen dem in schimmerndem Gefieder daherkommenden Sänger, der virtuos auch andere Vögel und sogar Geräusche wie Martinshorn, Handy-Klingeltöne und andere Laute nachahmen kann, nicht. Hinzu kommt, dass es immer weniger Nutzgärten gibt, in denen der Star früher reiche Beute an Raupen und anderen Insekten fand: „In jedem Garten war er als Absammler der Weißlingsraupen am Kohl ein gern gesehener Gast“, wie Rüdiger Wohlers vom NABU Niedersachsen berichtet. Und es sind kaum mehr Starenkästen – noch vor 30 Jahren fast überall in Dörfern und Städten vorhanden – oder Einschlüpfe unter Dachziegeln zu finden.

Dass es auch anders geht, beweist ein Beispiel, auf das NABU-Mitarbeiter und Starenfreund Wohlers gerne eingeht und das er weiteren Fans dieses herrlichen Vogels – einst Vogel des Jahres 2018 – zur Nachahmung ans Herz legen möchte: „Der Star braucht unsere Förderung. Und so gibt es eine Möglichkeit, ihm konzertiert zu helfen“, plaudert er aus dem Nähkästchen. „Stare weisen kein starkes Revierverhalten auf, sie brüten gern in ganzen Kolonien dicht beieinander. Das können wir uns zunutze machen“, sagt der Naturschützer. „Schon früher brachten Gärtner in der Regel mehrere Starenkästen – wichtig ist, dass sie groß genug sind, auch im Hinblick auf das Flugloch – gezielt dicht nebeneinander an; das konnten durchaus zehn Starenkästen an einer hohen Stange oder sogar noch mehr an einer langen, hohen Scheunenwand sein. Mit etwas Glück wurden sehr viele von ihnen, oft sogar alle, besetzt, wenn ausreichend Nahrung – Insekten, Würmer und so weiter – vorhanden waren“, berichtet Wohlers.

„Dies können wir auch heute mit Erfolg wieder aufgreifen und dem Star zu so mancher kleinen Kolonie verhelfen. Voraussetzung ist, dass der Lebensraum stimmt – etwa in Dorf- und Stadtrandlagen, wenn es dort noch einigermaßen naturbelassene Wiesen und Weiden gibt; ebenso geeignet sind aber auch größere Areale vieler Gärten oder Kleingärten, Parks und Grünanlagen, mitunter sogar große Sportplätze, deren Ränder naturnahe Rasenbereiche aufweisen. Und wenn dann ausreichend Baumbestand vorhanden ist, in den auch Gebäudeaußenseiten mit einbezogen werden können, sind die Erfolgsaussichten, eine kleine Kolonie der herrlichen Sänger auf den Weg bringen zu können, nicht gering“, erzählt der NABU-Mitarbeiter von einem konkreten Fall aus Oldenburg, der geradezu exemplarisch gesehen werden kann: „Nach Jahrzehnten der Anwesenheit des Stars, der in Gärten am Stadtrand verstreut in manchen Kästen brütete, zog er sich zunehmend zurück. Durch Vogelfütterung in einem Vorgarten begünstigt, fanden sich aber immer wieder Stare ein, zumal sie in wenigen Hundert Metern Entfernung auf den Wiesenflächen an einem See ausreichend Nahrung fanden. In diesem Garten und auf der anderen Straßenseite wurden daher ganz gezielt zunächst sechs, dann weitere Starenkästen angebracht, und durch solche am Wohnhaus ergänzt – mit durchschlagendem Erfolg! Heute hat sich dort eine kleine Starenkolonie entwickelt, und die Stare trällern ihre lustigen Lieder mit fröhlichem Flügelschlag, junge, bräunliche Jungstare sitzen bettelnd und eigentlich schon flügge auf dem Rasen, und ab Ende März üben sie in Schwärmen bereits den atemberaubenden Synchronflug“, begeistert sich der Naturschützer für diese gelungene Unterstützung des Stars. „Wenn der Lebensraum stimmt und ausreichend Insekten da sind, lässt sich dieses Beispiel an vielen Orten umsetzen“, ermuntert er zu weiteren Aktivitäten in anderen Gärten oder auch Parks, auf Firmengeländen, Schulhöfen oder in Sportanlagen. „Der Star kann Unterstützung dringend brauchen – und wird einen mit herrlichem Gesang und lustigem Verhalten belohnen“, ruft Wohlers auf, sich für den Vogel einzusetzen.

Wer selbst für den Star aktiv werden und Starenkästen bauen möchte, kann beim NABU Niedersachsen ein kleines Info-Paket anfordern, das sich aus der Bauplansammlung für Nisthilfen und der Farbbroschüre „Vögel im Garten“ zusammensetzt. Es kann angefordert werden gegen Einsendung einer 5-Euro-Banknote beim NABU Niedersachsen, Stichwort „Vögel im Garten“, Alleestr. 36, 30167 Hannover.