NABU: Zugvögel kehren in den Süden zurück
Mit Ende des Sommers beginnt auch für die Zugvögel die Rückreise in den Süden. Jedes Jahr verlassen nun mehr als 100 Millionen Vögel ihre Brutgebiete in Deutschland, um den Winter in wärmeren Gefilden zu verbringen. Zu diesen Zugvögeln gehören unter anderem Weißstorch und Schwarzstorch, Kranich, Kiebitz, Feldlerche und Hausrotschwanz sowie Rauch- und Mehlschwalbe.
„Eine noch weitaus größere Zahl an Vögeln wird unser Land überqueren, hier an geeigneten Rastplätzen wie dem Wattenmeer pausieren und anschließend in Richtung Süden weiterziehen, erklärt Gina Briehl vom NABU Niedersachsen. Ein guter Zustand dieser Rast- und Überwinterungsgebiete ist für die Zugvögel lebensnotwendig. „Wenn wichtige Rastgebiete zerstört werden oder sich Überwinterungsgebiete wegen einer Dürre oder starker menschlicher Besiedlung verschlechtern, können die Bestände der Arten abnehmen, selbst wenn die Lebensräume im Brutgebiet noch intakt sind“, erläutert Briehl.
Zugvögel sind zahlreichen Gefahren ausgesetzt
Viele der losfliegenden Zugvögel kommen jedoch gar nicht erst in ihrem Winterquartier an. Denn die Reise zwischen Brut-, Rast- und Überwinterungsgebiet beträgt oft mehrere tausend Kilometer, auf denen die Zugvögel zahlreichen Gefahren ausgesetzt sind. So müssen sie zum einen natürliche Hindernisse wie Meere, Gebirge und Wüsten überqueren. Zum anderen treffen sie aber auch auf menschengemachte Gefahren. Für viele Großvögel endet die Reise zum Beispiel oft schon an Stromleitungen und schlecht isolierten Strommasten. In zahlreichen Ländern zählen Zugvögel zudem zu den jagdbaren Arten. Auch in Deutschland ist während der Zugzeit unter anderem die Jagd auf nordische Gänse erlaubt, was vom NABU schon lange als eine schwerwiegende Störung der rastenden Vögel kritisiert wird. Aber auch in Ländern, in denen die Vogeljagd eigentlich verboten ist, werden jährlich Millionen von Zugvögeln mit Netzen und Klebefallen an Ästen illegal gefangen und als „Delikatesse“ auf den Märkten verkauft.
Auch die Klimaveränderungen können für manche Zugvögel gefährlich werden. Dies gilt insbesondere für Spätheimkehrer wie Trauerschnäpper, Nachtigall und Kuckuck. Der Klimawandel führt für sie zu einer deutlich schlechteren Ernährungslage. Denn mit dem Klimawandel entwickeln sich die Insekten früher als sonst, was dazu führt, dass die späten Zugvögel Probleme haben, ihre Brut zu ernähren. Zudem besteht für sie eine größere Konkurrenz was die Brutreviere angeht, da diese bei ihrer Rückkehr häufig schon besetzt sind.
Aktiv zum Schutz von Rauch- und Mehlschwalbe beitragen
Auch Mehl- und Rauchschwalben machen sich nun auf den Weg nach Afrika, um dort zu überwintern. Für den Wegzug der Schwalben galt bislang der 8. September, „Mariä Geburt“, als Stichtag. „An Mariä Geburt fliegen alle Schwalben furt“ heißt es auch in einem alten Sprichwort. Im Mittelalter galt die Schwalbe zudem als Lichtvogel, der rund um Mariä Verkündung am 25. März auftauchte und den Frühling mitbrachte. Im Zusammenhang mit dem Klimawandel hat sich das Zugverhalten der Schwalben jedoch verändert. Die Rückkehr aus dem Süden erfolgt mittlerweile bereits ab Anfang März. Dementsprechend ziehen viele Schwalben auch schon vor dem 8. September wieder Richtung Afrika. Das veränderte Zugverhalten kann durch Citizen-Science-Meldungen im Portal NABU-Naturgucker nachvollzogen werden.
Schon seit Längerem ist bekannt, dass die Schwalbenbestände stark abgenommen haben. Waren beide Arten jahrhundertelang Mitbewohner in unseren Dörfern und Städten, sind sie mittlerweile nur noch selten und meist nur noch in ländlicheren Regionen anzutreffen. In Niedersachsen ist die Rauchschwalbe gefährdet, die Mehlschwalbe steht auf der Vorwarnliste der Roten Liste Niedersachsen und Bremen.
Ein Grund dafür ist der Rückgang von Insekten als Nahrung infolge von intensiver Landwirtschaft und fehlenden Brachen und Wegrändern. Der enorme Flächenverbrauch für immer mehr Bau- und Verkehrsflächen verstärkt dieses Problem. Darüber hinaus fehlt es den Schwalben zunehmend auch an Nistplätzen und Nistmaterial. Daher ist es sinnvoll, sie nach ihrer Rückkehr aus dem Süden mit Nisthilfen, feucht gehaltenen Lehmpfützen und insektenreichen Gärten zu unterstützten.
Auch der NABU setzt sich für den Schutz der Schwalben ein. Schon vor Jahren hat der NABU die Aktion „Schwalben willkommen“ ins Leben gerufen. Menschen, die sich für Schwalben engagieren, sie an ihrem Haus dulden oder Nisthilfen für sie anbringen, können sich im Rahmen dieser Aktion für eine Auszeichnung mit einer Plakette sowie einer Urkunde bewerben, ganz gleich, ob es sich bei dem Gebäude um ein Wohnhaus, Hotel, Bauernhaus oder Fabrikgelände handelt. Bis Ende des Jahres 2021 wurden in Niedersachsen bereits 5.276 „Schwalbenfreundliche Häuser“ mit einer solchen Plakette ausgezeichnet. Seit Beginn dieses Jahres kamen weitere 257 Häuser hinzu. Die Plakette zeigt, dass Schwalben am Haus willkommen sind und sie nach ihrer Rückkehr aus den über 4.000 Kilometer entfernt liegenden Überwinterungsgebieten südlich der Sahara, jedes Frühjahr wieder in „schwalbenfreundliche Häuser“ zurückkehren können.
Wer den Schwalben in Niedersachsen ebenfalls Unterschlupf gewährt und Interesse an einer entsprechenden Auszeichnung hat, kann sich beim NABU Niedersachsen sowohl per E-Mail als auch per Post für die beliebte Plakette bewerben. Der hierfür auszufüllende Antrag kann im Internet heruntergeladen werden. Alternativ kann der Antrag auch per E-Mail unter info@NABU-niedersachsen.de oder postalisch beim NABU Niedersachsen, Alleestraße 36, 30167 Hannover, angefordert werden.
Für Interessierte hält der NABU Niedersachsen zudem einen „Aktionsleitfaden Schwalbenschutz“ bereit. Dieser ist für fünf Briefmarken zu je 85 Cent erhältlich.