Neue Ortstafeln für Liebenau

Zwei Künstlerinnen entwarfen ungewöhnliche Ortseingangstafeln für Liebenau – mit einem besonderen Anspruch

 

In den nächsten Wochen werden in Liebenau viele Schilder und Informationstafeln angebracht und aufgestellt. Schon 2021 waren der ehemaligen Samtgemeinde Liebenau Fördermittel für die Entwicklung einer touristischen Beschilderung, u. a. für besondere Sehenswürdigkeiten bewilligt worden. In der Folgezeit wurden von der Verwaltung Daten gesammelt, um insbesondere über die historische Vergangenheit des Ortes zu informieren. Diese befinden sich derzeit im Druck und werden bis Anfang September angebracht.

 

Zu dem Projekt gehört auch die Neugestaltung der alten Ortseingangstafeln, die in die Jahre gekommen waren. Der Anspruch, diese Tafeln wieder zu einem attraktiven Aushängeschild für Liebenau zu entwickeln, führte zu Christine Bartels und Anja Reinitz. Die beiden erweiterten zunächst die Aufgabenstellung und wollten nicht nur mit eigener Kreativität gestalten, sondern auch mit Liebenauer Bürgerinnen und Bürgern über Inhalte diskutieren. Christine Bartels: „Uns war es wichtig, nicht nur ein Motiv entwickeln, sondern jede Ortseingangstafel unterschiedlich mit verschiedenen thematischen Schwerpunkten zu gestalten.“  Herausgekommen sind folgende Themenbereiche:

 

„Liebenau – voller Kultur“

„Liebenau – voller Geschichte(n) und

„Liebenau – ganz schön sportlich“.

 

Inzwischen sind die ersten Tafeln fertiggestellt und wurden der Bürgermeisterin Margit Schmidt und dem Gemeinderektor Wilfried Imgarten kürzlich übergeben. Margit Schmidt: „Ich finde die Tafeln wirklich außerordentlich gelungen und freue mich, dass sie nicht nur dekorativ sind, sondern aufgrund der vielen Details auch zum Nachdenken und Diskutieren im Ort anregen.“

 

Auf den Tafeln finden sich goldene Linien, die als Aufwertung von einst entstanden Brüchen und Rissen zu verstehen sind. Die Grundidee dafür stammt aus der fernöstlichen Kintsugi-Philosophie, die sich mit der Schönheit und Wertschätzung von Unvollkommenen befasst. Anstatt Zerbrochenes zu betrauern, wird dieses wieder zusammengefügt. Die Bruchstellen werden mit Gold betont, das vermeintlich Unperfekte wird dadurch aufgewertet. Heraus kommt etwas Neues und Einzigartiges, was (im besten Fall) ebenfalls funktioniert. Anja Reinitz: „Das Finden der unterschiedlichen Motive war ein spannender Prozess. Das Herausarbeiten der markanten und identitätsstiftenden Eigenheiten eines Ortes war nicht einfach. Dessen grafische Umsetzung war für uns beide ein ausgesprochen interessante Aufgabe.“

 

Gemein ist allen Tafeln, dass sie mit einem hohen künstlerischen Anspruch handgemalt sind. Dazu Christine Bartels: „Zu unserem optischen und gestalterischen Anspruch gehört, dass die Bilder an Vergangenes erinnern und gleichzeitig Gedanken über aktuelle Entwicklungen anregen sollen. Darüber hinaus wollten wir in dem Projekt möglichst ressourcenschonend arbeiten und das Material der alten Tafeln weiterverwenden.“

 

Einige der dargestellten Inhalte sind vieldeutig. Beispiel: das Buchmotiv in der „Kulturtafel“ steht gleichzeitig für Literatur als auch für die unterschiedlichen Religionen der Gesellschaft; die Wurzeln und Blätter sowohl für kulturelles Wachstum als auch für die kulturellen Wurzeln des Ortes sowie für die Kultur im ganz klassischen acker- und gartenbaulichen Sinne.

 

Dieses und viele andere Aspekte hatten die Künstlerinnen zunächst in ersten Entwürfen im Kleinformat 50 cm x 50 cm entwickelt, um sie mit dem Ausschuss für Gemeindeentwicklung und Quartiersmanagement zu diskutieren. Die Ausschussmitglieder waren zunächst überrascht über das, was Besucher und Besucherinnen zukünftig am Ortseingang zu sehen bekommen sollten. Mit einem solchen Design, das genauso gut Gegenstand einer Kunstausstellung sein könnte, hatte niemand gerechnet. Insofern stießen die Entwürfe auf sehr positive Resonanz und der Ausschuss war sich schnell einig darüber, die künstlerische Freiheit des Duos Reinitz/Bartels nicht einzuschränken. „Wir haben uns natürlich sehr darüber gefreut, dass unsere Entwürfe bei den Ratsmitgliedern gut ankamen. Die Anregungen hinsichtlich der Liebenauer Grundfarben (blau-gelb) haben wir gerne aufgenommen und bei der finalen Umsetzung berücksichtigt“ erläuterte Christine Bartels während der Übergabe; „wir sind uns natürlich auch der Verantwortung bewusst, die mit der Gestaltung einhergeht – immerhin fahren viele tausend Mitbürgerinnen und Mitbürger jeden Tag an den Ortsschildern vorbei“.

 

Die Aufschrift der Rückseiten – zu sehen beim Verlassen des Ortes – sind inhaltlich identisch. Angedeutet ist der Liebenauer Kirchturm mit dem Heiligen Laurentius als Schutzpatron des Ortes. Farblich sind die Rückseiten den jeweiligen Grundfarben der Eingangsseite angepasst. Der Text betont die Vielfalt des Ortes und seiner Bewohner:innen: „WIR SIND VIELE  – nimm ein LÄCHELN mit“

 

Das Foto zeigt von links nach rechts: Wilfried Imgarten und Margit Schmidt bedanken sich bei Christine Bartels und Anja Reinitz für  die gelungene Gestaltung der Ortseingangstafeln zu der Geschichte und der Kultur des Ortes.

Foto SG Weser-Aue