Neues Modellprojekt für Integration in ländlichen Räumen startet in der Samtgemeinde Weser-Aue

Mit 1,4 Millionen Euro Fördermitteln startet in der Samtgemeinde Weser-Aue ein deutschlandweit einmaliges Projekt zur Integration von Geflüchteten im ländlichen Raum. Ziel ist es, mit neuen Ideen und passgenauen Angeboten vor Ort das Miteinander zu stärken und die gesellschaftliche Teilhabe von Geflüchteten zu stärken.

Das Projekt trägt den Titel „Entwicklung und Erprobung eines Aktionsplans Integration als Modell für ländliche Räume“ und wird im Rahmen des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) der Europäischen Union gefördert. Innerhalb Deutschlands wird das Programm durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) betreut. Die Samtgemeinde übernimmt hierbei eine Vorreiterrolle und ist bundesweit eine der wenigen ländlichen Kommunen, die sich erfolgreich um diese Förderung beworben haben.

Ein Ort für neue Ideen
Für die Umsetzung des Projekts wurden neue Räumlichkeiten in der ehemaligen Arztpraxis über der Apotheke in der Rathausstraße 2 in Marklohe angemietet. Von hier aus wird in den kommen-den Jahren ein engagiertes Team an Konzepten und Angeboten arbeiten, die nicht nur lokal wirken, sondern Impulse für den gesamten Landkreis geben sollen. Seit Oktober ist das Projektteam vollständig.

Das AMIF-Team. Von links: Jakob Kaiser, Marco Düppers, Polina Witte und Berivan Boztimur mit Samtgemeindebürger Wilfried Imgarten.

Die Freude auf die Zusammenarbeit mit der Ziel-gruppe und all den Ehrenamtlichen der Samtgemeinde ist groß.
Im Mittelpunkt steht dabei das Ziel, die Integration von geflüchteten Menschen, insbesondere aus sogenannten Drittstaaten, nachhaltig zu fördern und ihnen eine aktive Teilhabe am und Mitgestaltung des gesellschaftlichen Lebens vor Ort zu ermöglichen. Bis zum Projektende im Mai 2028 soll ein erprobter Aktionsplan entstehen, der anderen ländlichen Kommunen als praktisches Modell dienen kann.

Aufbauend auf bisherigen Erfolgen

Die Samtgemeinde Weser-Aue kann auf beachtliche Erfahrungen im Bereich Flucht und Migration zurückblicken. Seit dem sogenannten Sommer der Migration 2015 und mit der Aufnahme von Menschen aus der Ukraine nach Ausbruch des russischen Angriffskriegs wurde viel geleistet. Die kommunale Bereitstellung von Wohnraum, das Engagement lokaler Initiativen, die verlässliche Arbeit sozialer- und Bildungsträger bilden ein stabiles Fundament, auf dem nun gezielt aufgebaut werden soll.

Während sich die bisherigen Integrationsangebote der Samtgemeinde vor allem auf die Versorgung mit Wohnraum und begleitende Angebote für Menschen aus anderen EU-Staaten konzentriert, nimmt das neue AMIF Projekt gezielt die Bedarfe geflüchteter Menschen aus Nicht-EU-Staaten in den Blick. Es will dort unterstützen, wo bestehende Strukturen an ihre Grenzen stoßen – und Lücken schließen. Hierdurch soll das Projekt ein Baustein für das gute Miteinander in den Nachbarschaften der Samtgemeinde sein.

Was das Projekt konkret vorhat

Kern des Projekts ist die Entwicklung bedarfsgerechter Angebote, die Geflüchtete auf ihrem Weg in ein selbst bestimmtes Leben begleiten und gleichzeitig die Gemeinschaft stärken. Geplant sind unter anderem Maßnahmen zur Sprachförderung, mit deren Hilfe der Erwerb der deutschen Sprache erleichtert und so ein Zugang zu Bildung, Erwerbsarbeit und gesellschaftlicher Teilhabe geschaffen werden soll. Die späteren Einzelmaßnahmen sollen zielgerichtet auf die verschiedenen Bedarfe der Zielgruppe eingehen. Sei es das Stärken der Selbstwirksamkeit von Kindern, die Koordination der Betreuung von Kindern während der Sprachkurszeiten der Eltern oder Hilfe bei Mobilitätsbedarfen.

Darüber hinaus werden gezielt Strukturen aufgebaut, um geflüchtete Menschen besser zu beraten, zu vernetzen und ihnen Orientierung im Alltag zu bieten. Auch das Ehrenamt wird in den Blick genommen: Engagierte aus den sechs Gemeinden sollen gezielte Unterstützung erhalten. Sei es durch fachliche Beratung, durch Fortbildungen oder durch die Möglichkeit, sich untereinander aber auch mit der Verwaltung besser auszutauschen. Gleichzeitig ist vorgesehen, Geflüchtete aktiv in die Entwicklung und Umsetzung einzelner Projektbausteine einzubeziehen, um ihre eigenen Erfahrungen einzubringen und anderen als Vorbilder zur Seite zu stehen. Hiervon wird sich versprochen die Hürden bei der Integration abzubauen und Angebote zu machen, die zur aktiven Teilhabe einladen.

Ein weiterer Fokus liegt auf der Zusammenarbeit mit lokalen Vereinen, Gruppen und Initiativen. Diese sollen durch das Projekt angeregt und unterstützt werden, ihre Angebote für neue Zielgruppen zu öffnen und gemeinsam mit dem Projektteam tragfähige Brücken zwischen der Vielfalt der Lebenswelten zu bauen. Nicht zuletzt sollen auch Begegnungsformate und kulturelle Angebote dazu beitragen, gegenseitiges Verständnis zu fördern und das soziale Miteinander im ländlichen Raum zu stärken.

 

Ein Projekt mit Strahlkraft

Was dieses Projekt besonders macht, ist nicht nur seine inhaltliche Breite, von Sprache über Teilhabe bis zur Vernetzung oder die Umsetzung auf Gemeindeebene. Das Projekt sticht vor allem darin hervor, dass es konsequent auf die Bedingungen und Chancen der ländlichen Räume zugeschnitten ist. In dieser Kombination ist es innerhalb der deutschen AMIF-Projekte einzigartig und soll über die Region hinaus Impulse für andere Gemeinden und Kommunen geben.