Startschuss für nächste Dunkelfeldstudie – Vierte Befragung zu Sicherheit und Kriminalität in Niedersachsen

Pressemitteilung Nr. 029/2021 des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres und Sport

Pistorius: „Mit der Teilnahme an der Dunkelfeldstudie helfen die Teilnehmenden, die
Sicherheit in Niedersachsen zu stärken. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem Thema
häusliche Gewalt“

Wie sicher fühlen sich die Menschen in Niedersachsen? In welchen Bereichen sehen sie
sich besonders von Kriminalität bedroht? Warum werden bestimmte Straftaten kaum ange-
zeigt? Wie entwickelt sich das Ansehen der Polizei in Niedersachsen? Antworten auf diese
und viele andere Fragen will die Kriminologische Forschung und Statistik (KFS) des Landes-
kriminalamtes (LKA) Niedersachsen durch die Ergebnisse der inzwischen vierten Dunkelfeld-
studie finden. Deshalb versendet das LKA ab Mitte März 2021 Fragebögen an etwa 40.000
in Niedersachsen lebende Personen. Bei der Befragung geht es darum, Informationen über
nicht zur Anzeige gebrachte Straftaten zu gewinnen und so Einblicke in das sogenannte
Dunkelfeld der Kriminalität zu erhalten. Im Gegensatz dazu steht das sogenannte Hellfeld –
also Kriminalität, die etwa durch Anzeigen oder polizeiliche Ermittlungen bekannt geworden
ist. Die aus der Studie gewonnenen Erkenntnisse werden der Polizei dabei helfen, Kriminali-
tät noch besser zu bekämpfen und wirksamer Kriminalprävention zu leisten. Die Befragten
haben mit ihrer Antwort also die Möglichkeit, die künftige Ausrichtung der Polizeiarbeit mitzu-
bestimmen. Die jetzt beginnende Dunkelfeldstudie ist bereits die vierte Studie zur Sicherheit
und Kriminalität in Niedersachsen seit 2013.

Der Niedersächsische Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius, sagt: „Den Schwer-
punkt auf das Thema häusliche Gewalt zu legen, ist mir persönlich sehr wichtig. Wir wissen,
dass nur sehr wenige Taten von den Betroffenen angezeigt werden. Gerade im Lockdown
müssen wir aber wissen, ob es hier Zunahmen gibt und wie wir weiter gegensteuern und den
Personen helfen können, die unter gewalttätigen Partnern leiden müssen.

Mit der Studie haben wir eine Chance, hierzu weitere Aussagen zu treffen und auch Hand-
lungsansätze der Polizei noch einmal nachzuschärfen. Niedersachsen war das erste Bun-
desland überhaupt, das eine Dunkelfeldstudie durchgeführt hat. Inzwischen sind diese Stu-
dien bundesweit anerkannt und haben in den vergangenen Jahren viele wertvolle Impulse
zur zukünftigen Ermittlungs- und Präventionsarbeit innerhalb der Polizei gegeben. Klar ist:
Unsere Polizei kann nur dann frühzeitig gegensteuern, wenn ihr ein möglichst umfassendes
Bild über die Kriminalität in Niedersachsen vorliegt. Das ist aber nur möglich, wenn der Poli-
zei neben dem bekannten Hellfeld auch Erkenntnisse zum Dunkelfeld der Kriminalität vorlie-
gen und auch darüber, warum gewisse Delikte nicht zur Anzeige gebracht werden.“

„Neben Angst und Scham gibt es viele weitere Gründe, warum eine Straftat nicht bei der Po-
lizei zur Anzeige gebracht wird. Diese Straftaten sind für uns aber nicht weniger bedeutend –
im Gegenteil! Die Erkenntnisse aus der Dunkelfeldbefragung helfen uns, Kriminalprävention
und Kriminalitätsbekämpfung gezielter auszurichten“, betont LKA-Präsident Friedo de Vries.

Da regelmäßige Opferbefragungen die notwendige Bedingung darstellen, um das Ausmaß
dieses Dunkelfeldes und damit das gesamte Kriminalitätsaufkommen wie auch die Kriminali-
tätsentwicklung angemessen einschätzen zu können, schließt sich an die Studien aus den
Jahren 2013, 2015 und 2017 nun eine weitere landesweite Befragung an.

Wie bei den vorherigen Befragungen werden vom LKA Niedersachsen im Rahmen einer re-
präsentativen Umfrage 40.000 Personen ab 16 Jahren in rund 90 Kommunen mehrere Male
postalisch angeschrieben. Zunächst erhalten sie einen Brief mit allgemeinen Grundinformati-
onen und der Ankündigung der Befragung.

Dann erfolgt die Zusendung des zwanzigseitigen Fragebogens. Dieser bezieht sich auf fol-
gende Themenkomplexe: Lebenssituation, Erfahrungen mit Kriminalität in der Rückschau auf
das vergangene Jahr, Anzeigeverhalten, Kriminalitätsfurcht, Wahrnehmung und Bewertung
der Polizeiarbeit sowie Erfahrungen speziell mit partnerschaftlicher Gewalt.

Die Befragung ist anonym und die Teilnahme freiwillig.

„Mit den Dunkelfeldstudien steht der Polizei Niedersachsen neben der Polizeilichen Kriminal-
statistik eine weitere verlässliche Erkenntnisquelle zur Verfügung, die auch die Furcht vor
Kriminalität und damit die subjektive Seite der Sicherheit erfasst und so eine noch stärker an
den Bedürfnissen der Menschen ausgerichtete Präventionsarbeit ermöglicht“, so Hartmut
Pfeiffer, Projektverantwortlicher und Leiter der Kriminologischen Forschung und Statistik im
Landeskriminalamt Niedersachsen.

Eine Beschreibung der Dunkelfeldstudie finden Sie auch im Internet:
https://www.lka.polizei-nds.de/forschung/dunkelfeldstudie/dunkelfeldstudie