Streifzug durch die Samtgemeinde Liebenau, St.-Stephanus-Kirche Liebenau

Dazu gibt es eine Anekdote, die vielen Liebenauern noch bekannt ist:

Katholische Christen kamen in größerer Zahl erst als Vertriebene oder Flüchtlinge – meist aus Schlesien – nach dem Zweiten Weltkrieg nach Liebenau. Sie wollten eine eigene Kirche, doch nach dem Willen des Bistums sollte das katholische Gotteshaus in Marklohe gebaut werden. Dort habe es aber Vorbehalte der Einheimischen gegeben, so dass eine eigene Kirche in weite Ferne rückte.

Wen die Entscheidungsträger im Bistum aber nicht auf der Rechnung hatten, das war Pfarrer Hermann Wagner von der katholischen Gemeinde in Liebenau. Der nämlich fuhr regelmäßig mit dem Motorrad ins Saarland, predigte dort und sammelte Spenden für die Glaubensgenossen in der Diaspora. In der Milchkanne transportierte er die Spenden nach Liebenau. Mit diesem Geld und dem Arbeitseifer der katholischen Neubürger entstand die Liebenauer St. Stephanus-Kirche. Erst als sie fertig war, wurde der Bischof informiert, um das Gotteshaus zu weihen. Dem Vernehmen nach soll der „eigendynamische“ Pfarrer übrigens trotz seines ungewöhnlichen Vorgehens keine Schwierigkeiten mit seinen Vorgesetzten bekommen haben…

Bis in die Mitte der 80er Jahre war St. Stephanus eine eigene Gemeinde und ging dann mit rund 400 Menschen katholischen Glaubens in der neuen Gemeinde St. Christophorus auf, die die Katholiken  der ehemaligen Gemeinden Uchte, Steyerberg, Stolzenau und Liebenau umfasst. Auch für eine zweite Besonderheit der Liebenauer Gemeinde sind die Tage gezählt: Seit mehr als einem Jahrzehnt hatten drei Schwestern eines Franziskaner-Ordens ihren Konvent im Flecken. Die – durchaus respekt- und liebevoll – „Pinguine“ genannten Damen kehren aus Altersgründen zurück ins Kloster. Da es an Nachwuchs fehlt, wird der Konvent aufgelöst werden. Die Schwestern haben das Gemeindeleben mit Würde und Menschlichkeit bereichert. Und sie sind – im besten Sinne – allein schon durch die hierzulande ungewöhnliche Bekleidung Sympathieträger für die katholische Gemeinde wie für Liebenau an sich.