„Über den Tellerrand geschaut“

Interreligiöse Gesprächsreihe: Ein Blick auf die Ernährung in der jüdischen, der islamischen und der christlichen Religion

Landkreis. An drei Abenden fand kürzlich im Forum der Volkshochschule (VHS) Nienburg eine interreligiöse Gesprächsreihe zum Thema „Ernährung und ihre Geschichte und Tradition in den Religionen“ statt. An jedem Abend wurde ein besonderes Thema der Ernährung in den Blick genommen. Die Gäste am ersten Abend waren der Rabbiner Dr. Gabor Lengyel, der islamische Theologe Dr. Samet Er und die evangelische Pastorin Elke Thölke. VHS-Leiterin Stefanie Duensing begrüßte als Moderatorin die Referentin und Referenten sowie die rund 25 Gäste im VHS-Forum.
Berichtet wurden von den persönlichen Zugängen zu diesem Thema, von der heutigen religiösen Praxis und von den Traditionen unter Bezugnahme der Thora, des Korans und der Bibel.

Rabbiner Dr. Gabor Lengyel erklärte beispielsweise, was der Begriff „koscher“ aus jüdisch-orthodoxer sowie aus der liberalen Sicht bedeutet. „Wir achten auf bewusste Ernährung“, unterstrich Dr. Lengyel. Der islamische Theologe Dr. Samet Er betonte in seinem Vortrag, dass in der islamischen Theologie „viel mehr erlaubt sei als verboten“. Und „Halal“ bedeute so viel wie „erlaubt“. Die Gäste konnten erfahren, dass es bereits eine „Halal“-App gibt, um Lebensmittel zu scannen. Pastorin Elke Thölke beschrieb, dass Ernährung in der Bibel seit jeher eine große Rolle gespielt habe, beispielsweise bei der „Speisung der 5000“. Pastorin Thölke hob heraus, dass im christlichen Glauben das Essen bedeutsam für das Gemeinschaftsgefühl sei.

Der zweite Abend stand unter der Überschrift „Nichts auf dem Tisch? Fasten – Umkehr, Suche, Besinnung“. Dr. Gabor Lengyel, Theologe Dr. Samet Er und Rita Hunken, katholische Pfarrgemeinderatsvorsitzende, sowie Elke Thölke als Moderatorin vermittelten dem Auditorium einen Blick in die Fastenzeit und deren Rituale und Ziele der jeweiligen Religion.

Der dritte Gesprächsabend stand unter der Überschrift „Was gehört auf den Tisch? Essen bei Festen – erinnern, bestärken, das Leben feiern!“
Neben Dr. Gabor Lengyel und Dr. Samet Er war Superintendent Martin Lechler zu Gast.  Superintendent Lechler berichtete von den Speisen, die insbesondere in der (vor-)weihnachtlichen Zeit verzehrt würden. Die Martinsgans geht auf Martin von Tours, der Heilige St. Martin, zurück. Dr. Gabor Lengyel referierte über das Pessach-Fest, bei dem traditionell „Matzen“ gegessen werden. Dr. Samet Er stellte in seinem Referat heraus, dass bei islamischen Festen das Essen eher eine untergeordnete Rolle spiele. „Jeder bringt mit, was er möchte“, sagte der Theologe. Wichtiger sei die Gemeinschaft. Besondere Speisen seien allerdings Datteln und die Süßspeise „Baklava“. Nach einer Frage- und Diskussionsrunde hatte Dr. Gabor Lengyel noch zwei Überraschungen parat. Zum einen verteilte er eine Zusammenstellung beliebter jüdischer Rezepte, zum anderen kam der kulinarische Genuss nicht  zu kurz: der Rabbiner verwöhnte die Gäste mit frisch zubereiteten Hamantaschen.

Diese Veranstaltungsreihe der Volkshochschule (VHS) Nienburg fand in Kooperation mit dem Kirchenkreis Nienburg und der Evangelischen Erwachsenenbildung (EEB) Niedersachsen statt.

Referierten anlässlich der „Interreligiösen Gesprächsreihe“ zum Thema „Ernährung in unterschiedlichen Religionen (von links): Pastorin Elke Thölke, Rabbiner Dr. Gabor Lengyel, katholische Pfarrgemeinderatsvorsitzende Rita Hunken, Superintendent Martin Lechler, VHS-Leiterin Stefanie Duensing (Moderation) und der islamische Theologe Dr. Samet Er.

PM / Foto: VHS Nienburg