Werteseminar an der OBS Marklohe

Ein „Grundgesetz“ für die gesamte Schule

An welchen „Spielregeln“ möchten sich junge Menschen im Schulalltag orientieren? Wie gehe ich mit meinen Wertvorstellungen mit anderen Menschen ins Gespräch, was ist mir wichtig, was muss ich aber auch von anderen lernen und respektieren? Diese Fragestellungen waren einige der Schwerpunkte, um die es kürzlich bei einem zweitägigen Werteseminar für Schülerinnen und Schüler an der Oberschule Marklohe ging.

Konzipiert hat dieses Angebot für die Schüler:innen einer 8. Klasse der Schulsozialarbeiter der OBS Marklohe, Heiner Wendebourg, zusammen mit der Koordinierungsstelle Migration und Teilhabe des Landkreises Nienburg. „Es ist das erste Mal, dass wir einen solchen Workshop auf die Beine gestellt haben“, sagt Carmen Prummer, die Leiterin der Koordinierungsstelle. Erfahrungen der Lehrerkräfte hätten gezeigt, dass gerade jetzt der Bedarf an Angeboten zur Stärkung sozialer Kompetenzen immens groß sei.

„Wie schaffen wir es als Gruppe, ein rohes Ei so aus der zweiten Etage zu werfen, dass es unten heile ankommt?“ Mit dieser Eingangsfrage war es dem Referenten Dr. Chadi Bahout gleich gelungen, das Interesse der jungen Leute zu wecken. Chadi Bahout ist promovierter Politologe, preisgekrönter Journalist, Trainer, Coach und Gestalttherapeut und er arbeitet als Dozent für politische Themen und als Moderator und damit ein ausgewiesener Fachmann. In enger Abstimmung mit Heiner Wendebourg und Carmen Prummer hat er sein Konzept für den Workshop an der OBS Marklohe konzipiert.

Eine von drei Gruppen schaffte es schließlich, dass ihr Ei „überlebte“. Alle Jugendlichen sollten ihrem Ei persönliche Eigenschaften, einen Namen und eine Familie zuschreiben und es anschließend per Raumschiff aus dem Fenster auf die Erde fliegen lassen. „Im übertragen Sinn ging es natürlich um Gruppenprozesse, um Gruppenabstimmungen und um vielfältige persönliche Eigenschaften“, fasst Carmen Prummer den pädagogischen Ansatz zusammen. Im Anschluss wurde über Rassismus an Schulen, über Mobbing, Ausgrenzung von Menschen und über das Grundgesetz debattiert. Entstanden ist dabei ein neues Grundgesetz für den Kontext Schule unter der Fragestellung: Wie will ich mit anderen Menschen im Schulalltag zusammen leben, welche Werte habe ich, welche Werte haben vielleicht aber auch Andere?

„Wir haben es geschafft, dass am Ende des zweitägigen Seminars ein Grundstein für einen eigenen Wertekatalog für unsere Schule gelegt wurde“, so Heiner Wendebourg, der das Seminar begleitete. Auch Referent Chadi Bahout war angetan von der Begeisterungsfähigkeit der jungen Leute. „Die Jugendlichen waren so neugierig und mitdenkend, dass sie sogar das Antidiskriminierungsgesetz um einen weiteren Aspekt ergänzten. Zu Eigenschaften wie Alter, Geschlecht oder Religion fügten sie die Intelligenz eines Menschen hinzu. Soll heißen: Diskriminiere niemanden wegen seiner/ihrer Dummheit und verhalte dich selbst nicht arrogant.“

Laut Konrektor Ralf Wellhausen sollen die eigenen Vorstellungen der Schülerinnen und Schüler nun als Grundstein in einer verbindlichen Schüler:innen AG ab dem zweiten Halbjahr weitergeführt werden. Auch Lehrkräfte werden daran beteiligt und damit der Wertekatalog offiziell ins Leitbild der Schule aufgenommen. Klassenlehrerin Janina Henke war nicht nur von den Ergebnissen des Workshops angetan, sondern auch vom Umgang ihrer Klasse mit dem Thema. „Es war ein Glücksfall, dass die Koordinierungsstelle die Idee dazu hatte. Sie kam genau im richtigen Moment. Aufgrund der Pandemie und des häufigen Homeschooling hatten wir vermehrt belastende Situationen. Es ist sehr wichtig für Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte, dass man nicht nur den Lehrplan durchgeht, sondern dass es auch Angebote gibt, um soziale Kompetenzen auszubauen.“

Veranstaltungen der Koordinierungsstelle Migration und Teilhabe werden gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung.

Bericht Homepage Landkreis Nienburg